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Das Kochkunstlexikon
Laktasepersistenz - Laktoseintolerant
Die Lactase
(Laktase - chem.ß-Galactosidase - LCT) ist ein Enzym, dass beim Menschen
im Verdauungstrakt (in den Mukosazellen des Dünndarms) produziert wird, und
durch Hydrolyse den Milchzucker (Lactose) der Milch in Galactose
(Schleimzucker) und Glucose (Traubenzucker) aufspaltet. Dadurch können diese
dabei entstandenen sogenannten Monosaccharide durch die Dünndarmwände in
das Blut transportiert werden. Wird im
Dünndarm keine Lactase gebildet, gelangt die Lactose in den Dickdarm, wo es zu
bakteriellen Gärprozessen kommt, die u. a. Blähungen und Durchfälle
zur Folge haben. Auf Dauer können gravierende gesundheitliche
Beeinträchtigungen entstehen. Wer also Milchzucker nicht verdauen kann, ist laktoseintolerant. Als Lactasepersistenz
wird bezeichnet, wenn das Milchzucker spaltende Enzym die Lactase nach
dem Säuglingsalter im Verdauungstrakt weiter produziert wird.
Evolution der Laktose-Toleranz Ursprünglich
ist die Muttermilch als Nahrungsmittel bei Säugetieren und dem Menschen nur
dafür vorgesehen, Säuglinge und Kleinkinder mit dem notwendigen Bedarf an
Nährstoffen zu stillen. Eine physiologische Notwendigkeit im Erwachsenalter
weiterhin Laktase zu bilden besteht also nicht, da Laktose ausschließlich in
Milch vorkommt. Ab dem vierten Lebensjahr wird die
Laktaseproduktion schrittweise abgestellt. Nun
hat es aber in der Geschichte der Menschheit eine einschneidende Veränderung
gegeben, die ein Selektionsmechanismus für das Gen geliefert hat, dass
die Laktaseproduktion beeinflusst. Nach neueren
wissenschaftlichen Erkenntnissen geht man davon aus, dass nur sehr wenige
dieser Milchviehzüchter als Erwachsene die Fähigkeit besaßen Laktase zu
spalten. Diese Mutationsträger aber hatten große evolutionäre Vorteile: nämlich
die Milch als zusätzliche Nahrungsquelle zu nutzen und so z. B. die hohe
Rate der Kindersterblichkeit nach dem Abstillen zu reduzieren und
sie konnten Jahre mit schlechter Ernte durch die Milch ausgleichen. Und es kam
ein weiterer Vorteil dazu, denn die Viehbauern konnten mehr Macht und Prestige
entfalten, sodass gesteigerter Wohlstand und hohe Nachkommenzahl sich von
Generation zu Generation immer fester bei den Viehbauern etablieren konnten. Dies hatte einen so hohen evolutionären Vorteil, dass
Forscher in diesem Zusammenhang bei dem LCT-Gen von der höchsten
positiven Selektion im gesamten menschlichen Erbgut sprechen. Die Rate der Mutation stieg von so gut wie
null auf 90 Prozent innerhalb von 400 Generationen!
Die Kunst der Milchverarbeitung
Der Anfang der Viehbauern und die damit beginnende
Laktasepersistenz ist auch der Anfang der Käserei. Vermutlich wurde dies durch
einen Zufall entdeckt, als Milch in der Sonne oder zu nah am Feuer stand
und die Milch anfing zu gerinnen. Käse wird, bis auf wenige Ausnahmen wie z. B.
Indien, im Himalaja und Nordafrika, dort hergestellt, wo Europäer leben
oder das Leben beeinflussen oder beeinflusst haben. Es ist davon auszugehen, dass die Wiege des Käses im
Nahen Osten stand. Etwa 5000 v. Chr. ist
sicher davon auszugehen, dass Käse in Mesopotamien, Schwarzmeerraum, in
Kleinasien Ägypten und Nordafrika hergestellt wurde. In Europa fand eine Weiterentwicklung der
Käseverarbeitung seit dem frühen Mittelalter in Klöstern statt.
Dort wurde selber Käse hergestellt,
was in Niederschriften bis um das Jahr 1100 zurückzuverfolgen
ist. In Europa hat sich bis heute eine sehr reichhaltige
und einzigartige Käsekultur etabliert die nicht mehr von unser
Esskultur wegzudenken wäre. Käse hat den Menschen von den Anfängen der
Zivilisation bis in die heutige Zeit begleitet, aber Mechanisierung der
Käseherstellung, die Zentralisierung auf wenige Großmolkereien, das übliche Pasteurisieren
und das vereinheitlichen auf ein Standardgeschmack mit möglichst niedrigen
Kosten tragen dazu bei, dass der unheimlich vielfältige Geschmack des Käses auf
der Strecke bleibt.
Quellen: Joachim Burger (Universität Mainz)
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