Das Kochkunstlexikon
Apfelsaft
Apfelsaft (Apfelmost, Süßmost) ist ein Fruchtsaftgetränk, der aus dem Saft von Äpfeln (Lat. =Malus sylvestris va. Domestica - Lat. Malus auch Lat. Pomum = Frucht daher
franz. Pomme) gewonnen wird.
Der Apfelsaft ist in Deutschland mit einem durchschnittlichen
Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 13 Litern im Jahr das beliebteste Saftgetränk.
Der Apfel und dementsprechend der Apfelsaft ist erst seit
dem 16. Jahrhundert Volksnahrungsmittel bzw. Getränk. Bis vor dem 2. Weltkrieg
waren planmäßig angelegte Streuobstwiesen und am Wegesrand stehende
Apfelbaumreihen mit regionalen Sorten zur Produktion von Tafeläpfeln und
Mostobst das normale Herkunftsgebiet der Äpfel. Das Ende dieser Streuobstwiesen
begann in den 50er Jahren als Apfelsaft aus der Mode kam und durch andere „moderne“
Getränke verdrängt wurde. Außerdem standen die Bäume der Mechanisierung und Intensivierung
der Landwirtschaft im Wege und der Verbraucher verlangte nach makellosem
Tafelobst, so dass die Preise von Mostobst fiel und die Bewirtschaftung unrentabel
wurde. Die Vernichtung der Streuobstwiesen wurde sogar mit Bundesmitteln
gefördert. Viele Mostereien schlossen, so dass heute nur noch wenige Großbetriebe
den Markt beherrschen. Es gibt nur noch wenige kleine Mostereien, die sich mit
Spezialitäten und besonderer Qualität an Kunden wenden, die dies zu schätzen
wissen.
Aufgrund geringerer Kosten werden Apfelsaftkonzentrate aus Polen,
Argentinien, Österreich, Italien, GUS, Ungarn, Chile, Südafrika und neuerdings
auch China importiert, die hier wieder mit Wasser und Aroma nach dem
Geschmack des Herstellers zu Apfelsaft rekonstruiert werden.
Aus Apfelmost wird der Apfelwein (franz. Cidre,engl. Cider ) hergestellt. Erstmal schriftlich erwähnt wurde der Apfelmost in der Zeit ca. 400 v.Chr.
In der Küche kann Apfelsaft vielfälltigt für Suppen, warme- und kalte Speisen und Desserts eingesetzt werden.

Pomona die römische Göttin des Obstsegens
Verschieden Formen von Apfelsaftherstellung
Direktsaft
Ein
Liter Direktsaft besteht aus ca. 1,5 Kg Äpfeln (etwa 7 Äpfel).
Die reifen Früchte werden gewaschen und verlesen und dann
in der Mühle zu Maische vermahlen. Um Fruchtfleisch und Schalenreste zu
entfernen wird die Maische zentrifugiert. Danach wird der Saft abgefüllt (bei
klarem Saft vorher filtriert) und pasteurisiert damit er nicht gärt. Bei
dieser Herstellung werden grundsätzlich Enzyme eingesetzt. Siehe weiter
unten.
Dieser Saft ist also aus 100% Frucht. Dem
Saft wird nichts hinzugefügt, weder Farb- noch Konservierungsstoffe. Nur wenn
die Früchte – wetterbedingt – zu wenig Zucker enthalten, erlaubt die
EU-Fruchtsaftrichtlinie bis zu 15 Gramm Zucker pro Liter zuzusetzen. Auf
diese "Korrekturzuckerung" muss jedoch auf dem Etikett in der Zutatenliste
hingewiesen werden.
Naturtrüber Apflesaft kann fünf mal soviel Procyanidine wie klarer Saft enthalten. Diese Polyphenole beugen als Antioxidantien Krankheiten wie Krebs oder Herzerkrankungen vor. Zusätzlich enthält der naturtrübe Saft mehr Vitamine, Pektine,
Mineralien und Spurenelemente. Neben der Verarbeitung ist jedoch auch die Apfelsorte entscheidend, wobei alte Apflesorten oft mehr Inhaltstoffe also auch Geschmackstoffe besitzen als Neuzüchtungen, die meistens beim industriellen Apfelsaft verwendet werden.
Aus Konzentrat
Die reifen Früchte werden
gewaschen und verlesen und dann in der Mühle zu Maische vermahlen. Um Fruchtfleisch
und Schalenreste zu entfernen wird die Maische zentrifugiert. In
verschiedenen Filterstufen wird der Saft von Trübteilen und einem Teil des
Wasseranteils getrennt. In Vakuumverdampfern
wird
der Saft zu einem Konzentrat reduziert. Durch diesen Prozess werden Aromastoffe
mit verdampft. Diese werden abgetrennt oder zurückgewonnen und dem Apfelsaft
wieder zugeführt. Dementsprechend kann der Geschmack nach Belieben variiert
werden bzw. der Saft aus Konzentrat, Aroma und Wasser nach dem Geschmack des
Herstellers rekonstruiert werden.
Bei der Herstellung von Konzentrat wird wesentlich mehr Energie verbraucht als bei einem Direktsaft. Dies wird noch gesteigert durch die langen Transportwege aus dem Ausland.
Apfelnektar, Apfel-Fruchtsaftgetränk
Zur Herstellung dieser Getränke wird Apfelsaft
verdünnt. Apfelnektar mit mindestens 50 Prozent Fruchtsaftgehalt, Apfelfruchtsaftgetränk
mit mindestens 30 Prozent Fruchtsaftgehalt. Der Rest wird mit Wasser, Zucker, Süßstoffen und eventuell
Antioxidationsmitteln aufgefüllt. Apfelfruchtsaftgetränke erscheinen
auf den ersten Blick billiger als Apfelsaft. Sie bestehen jedoch nur zu 30
Prozent aus Fruchtsaft, der Rest ist Wasser, meist gesüßt. Wenn man Apfelsaft
zu Hause selbst mit Wasser verdünnt, entsteht mehr Getränk für den gleichen
Preis.
Apfelsaftschorle
Die Schorle setzt sich aus Fruchtsaft und Mineralwasser
zusammen. Das Ausgangsprodukt Fruchtsaft unterliegt denselben Bestimmungen wie
ein 100-prozentiger Fruchtsaft. Apfelsaftschorlen haben einen Fruchtsaftgehalt
von mindestens 50, meist aber 60 Prozent.
Einsatz von Enzymen bei der
Apfelsaftproduktion
Bei der
Herstellung werden helfende pektolytische, amylolytischen und proteolytische
Enzyme eingesetzt, die die Saftausbeute wesentlich erhöhen. Diese
Enzympräparate sind seit den 30er Jahren fester Bestandteil der
Fruchtsaftherstellung.
Die Enzyme, die aus gentechnisch manipuliereten Schimmelpilz- oder Bakterienkulturener gewonnen werden,
sorgen dafür, dass die Zellwände des Fruchtfleisches zu Saft werden. Zum
Beispiel: Das Pektolytische Enzym ist in der Lage die Zellkittsubstanz Pektin
abzubauen. Das Pektin selbst wird zur Galakturonsäure, Arabinose, Galaktose und
kleinen Mengen Methylalkohol und Essigsäure umgesetzt. Verboten sind in
Deutschland Cellulasen (Enzyme, die Zellulose zu ß-Glukose abbauen), die aber
durch einen Trick auch in Deutschland angewendet werden, da Enzyme nicht rein
gewonnen werden können, enthalten handelsübliche Produkte die passenden Enzyme
als "Verunreinigungen". Spezielle Kombipräparate aus Pektinasen,
Cellulasen und Hemicellulasen greifen auch Teile der Zellwand an. Durch einen
weitergehenden Abbau ist eine Totalverflüssigung des Obstes möglich. Oft wird
dem zu Mus gemahlenen Apfel als Antioxidantien Ascorbinsäure zugesetzt.
Weitere
Enzyme werden wiederum zum Klären des Saftes benutzt (Amylasen) oder um die Trübstoffe des Apfelsaftes zu
stabilisieren, so dass sie sich nicht am Boden absetzen.
Inhaltsstoffe
84% Wasser
11% verwertbare Kohlehydrate
3% Ballaststoffe
Vitamine: C, A, B1, B2, B6
Mineralstoffe: Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Phophor
Sowie 0.5% organische Säuren, 0.3% Proteine, sekundäre Pflantenstoffe wie Procyanidine
Der optimale Apfelsaft
Der Apfelsaft für den
Geniesser und den anspruchsvollen Koch ist sicher nicht der erstbeste aus dem
Supermarkt. Durch die Einheitssorten, die die Industrie für ihren Apfelsaft
verwendet, ist ein langweiliger Einheitssaft entstanden. Durch die industrielle
Verarbeitung gehen viel Geschmack, Vitamine und sekundäre
Pflanzenstoffe verloren, die Apfelsaft so wertvoll und interessant machen.Enzyme die aus gentechnisch manipuliereten Schimmelpilz- oder Bakterienkulturener gewonnen werden erhöhen zwar den Gewinn der Produzenten, aber machen den Verbraucher nicht gerade mehr Lust diesen Saft zu verwenden.
Konzentrate belasten zusätzlich die Umwelt und kommen aus Billigländern wie
China.
Nichts liegt also näher als den
Saft von regionalen Mostereien zu verarbeiten, die mit regionalen sortenreinen
alten Bio-Apfelsorten ihren Most auf tradiotionelle Weise herstellen. Bei
so einem Saft schmeckt man den Unterschied, belastet die Umwelt nich unnütz und unterstüzt regionale kleine Mostereien.

Danziger Kantapfel
Siehe auch : Kochmythen und Ernährungsirrtümer-Naturtrüber Apfelsaft ist von Natur aus trüb
Bezugsquellen und Infos über Apfelsaft und alten Apfelsorten:
Boomgardenshop von Eckart Brandt
DAS BOOMGARDEN - PROJEKT
Der Pomologen-Verein
www.engelmost.de
www.koch-welten.de
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