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Das Kochkunstlexikon
Spargel - GemüsespargelAsparagus officinalis L.
Gemüsespargel oder Gemeiner SpargelGriech. - aspáragos (junger Trieb), franz. - asperge, engl. - asparagus Gemüsespargel
(Asparagus officinalis L.), früher auch ein sogenanntes Kaisergemüse, ist
eine Art aus der Gattung Spargel (Asparagus) und gehört zu der Familie der
Liliengewächse. Vorkommen, Anbau und Ernte Der Spargel
wächst in fast ganz Europa und im gemäßigten Westasien auf sandigem Auenboden
wild. Bei einer Bodentemperatur von ca. 12 °C beginnt der Spargel zu wachsen.
Sind ca. 16°C erreicht, wächst der Spargel mit einer unglaublichen
Geschwindigkeit, und kann innerhalb von 24 Stunden seine volle Länge erreicht
haben. Zu diesem Zeitpunkt wird generell mit der Ernte in den
Morgenstunden begonnen. Dies kann bei einem warmen und sonnigen Frühjahr schon
Ende März bzw. Anfang April der Fall sein. Oft wird versucht das
Wachstum mit Folien, in Gewächshäusern oder mit unterirdischen Heizrohren zu
beschleunigen. Traditionell endet die Spargelsaison am Johanni (24. Juni), denn
die Spargelpflanze benötigt bis zum nächsten Erntejahr eine ausreichende
Regenarationszeit. Eine alte fränkische Bauernregel sagt zum Ende der
Spargelzeit: "Kirschen rot, Spargel tot". Im Verhältnis
zu anderem Gemüse ist der Preis von weißem Spargel relativ hoch. Der Grund
dafür liegt im aufwendigen, pflege- und arbeitsintensiven Anbau und der
Ernteweise, die meistens noch per Hand erfolgt. Außerdem kann Spargel erst im
dritten Jahr nach der Pflanzung die volle Ernte liefern. Grüner Spargel, der
über der Erde wächst, ist einfacher zu ernten, hat sich aber durch eine erhöhte
Nachfrage den Preisen des weißen Spargels fast angepasst. Die größte
Spargelertragsfläche Deutschlands befinden sich in Niedersachsen, gefolgt von
Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Hessen und Bayern. Der pro
Kopfverbrauch von Spargel liegt in Deutschland bei ca. 1,8 Kg und wird zu 72%
aus Deutscher Produktion gedeckt (Stand 2005). Sorten Weißer Spargel Grüner Spargel Violetter
Spargel Wildspargel Herkunft und Geschichte des Spargels Die Herkunft
des Spargels liegt wahrscheinlich in Vorderasien bzw. Mesopotamien.
Er wurde möglicherweise schon um 2500 v. Chr. von
den Ägyptern als Medizin geschätzt. Auf ägyptische Grabfresken sind
Abbildungen zu erkennen, die gebündeltem Spargel ähnlich sehen, was aber nicht
eindeutig nachweisbar ist, und auch Papyrusstängel seinen können. Nachgewiesen
ist aber, dass die vorchristlichen Griechen wilden Spargel (Asparagus
acutifolius) sammelten, und die Wurzeln trockneten, um daraus Medizin
zu gewinnen. Zu dieser Zeit soll Spargel auch schon in China und Persien als
Heilmittel angewendet worden sein, woher die Griechen wahrscheinlich den
Spargel und ihre Kenntnisse darüber übernommen haben. Der Grieche Hippokrates
erwähnte den Spargel um 400 v. Chr. als Heilmittel bei Zahnschmerzen und
Insektenstichen. Die Römer
begannen vermutlich um 200 v. Chr. als die Ersten den Spargel zu züchten.
Im Gegensatz zu den Griechen wurde der Spargel zur Delikatesse erhoben,
sodass der Römer Cato der Ältere den Spargel "Schmeichelei für den
Gaumen" nannte, und um 150 vor Chr. eine Anweisung zur rationellen
Spargelzucht verfasste (De agri cultura). Plinius ergänzt diese Charakteristik,
indem er ihn als "die zuträglichste Speise für den Magen" bezeichnete. 301 n. Chr. erließ der römische Kaiser
Diokletian ein Edikt, welches auch eine “Spargel-Höchstpreis-Verordnung”
beinhaltete. Durch die
Eroberungszüge der Römer verbreitete sich der Spargel vermutlich in Europa, und
somit auch in Deutschland. Dort wurde der Spargel von den Römern angebaut und teilweise wieder nach Rom geschafft, um den
hohen Spargelverbrauch der Römer zu befriedigen. Nach dem Niedergang des
Römischen Reiches schmachtete der Spargel allerdings in
Klostergärten überwiegend als Heilpflanze vor sich hin. Um
900 n. Chr. soll schon in dem Benediktinerkloster St. Gallen
(Schweiz) Spargel als Heilmittel angebaut
worden sein. Dies setzte sich aber erst später im Mittelalter fort. In dieser
Zeit hat man sich fast ausschließlich an die alten Griechen gehalten
den Spargel als Heilkraut anzubauen. Kulinarisch wurde er nur im
geringen Umfang geschätzt. Die Kräuterbücher im Mittelalter berichten davon
ausführlich.
Eine Lobpreisung auf den Spargel ist 1539 in dem Kräuterbuch von Hieronymus Bock zu finden:„ein lieblich speiß für die leckmeüler", was zeigt, dass der Spargel schon zu dieser Zeit auch gern gegessen wurde.
Der
erste Spargel wurde in Deutschland Ende des 16. Jahrhundert vorerst nur
in Königs- und Fürstenhöfen im größeren Stil aufgetischt. So wurde 1565
erstmal urkundlich im Stuttgarter Lustgarten und 1578 am
Niederrhein Spargel angebaut. 1588
beschreibt Jakobus Theodorus Tabernaemontanus zwei Küchen-
bzw. Gartenspargel und drei Arten von Wildspargel. Zu Zeiten von Ludwig XIV (*1638; † 1715), ein großer Freund
des Spargels, verbreitete sich der Anbau von Spargel in Frankreich,
was auch im restlichen Europa die Beliebtheit des Spargels steigerte. Erst
um 1750 beginnt langsam die Massenproduktion von Spargel, und zehn Jahre
später, um 1760, wird der Weiße Spargel (Bleichspargel) erstmals angebaut.
Darauf kam man erst durch einen Zufall, weil zur
Wärmespeicherung und zum Schutz vor Ungeziefer Tonhauben über den Trieben aufstellt wurden. Seitdem kultivierte man
Spargel, indem über den Pflanzen Erde anhäufelt wurde, und die Stangen
unter der Erde geschnitten wurden. Diese Anbauweise setzte sich seitdem in
Deutschland größtenteils durch, und wird im Gegensatz zu anderen europäischen
Spargelanbauländern, auch heutzutage noch so praktiziert. 1804
konservierte der Franzose Apert zum ersten Mal Spargel. Aber erst 1840
entstanden in Deutschland die ersten Konservenbetriebe für Spargeldosen. In den beiden
letzten Weltkriegen wurde Spargel so gut wie gar nicht produziert, da Spargel
nach damaliger Ansicht keinerlei Nährwert hatte und nicht
als "Sattmacher" dienen konnte. Nach dem 2. Weltkrieg erlebte
der Spargelanbau einen großen Aufschwung, denn er galt wie eh und jeh als Luxusgut
und war ein Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung in der damaligen Zeit.
Dieser Trend setzt sich bis Heute fort und der Spargelkonsum der Deutschen
steigt jährlich. Spargel in der Küche Das die alten
Römer, und womöglich sogar schon die Ägypter den Spargel nicht nur der
Heilwirkung zu schätzen wussten, hat seinen Grund. Denn der Spargel ist in
seinem Geschmack und in seiner Feinheit einzigartig. Zwar wird die Schwarzwurzel
(Scorzonera hispanica L.), auch Winterspargel oder Spargel des kleinen
Mannes genannt, gerne als billigere Alternative vor allem im Winter verwendet,
kann den Spargel aber keinesfalls ersetzen. "Morgens gestochen und mittags
verzehrt" Die erste und
wichtigste Grundregel beim Kochen mit Spargel, um zu einem perfektem
Spargelgericht zu kommen, steht ganz am Anfang: der richtige Einkauf. Der
Spargel, egal ob es sich um Grünen-, Violetten- oder Weißenspargel
handelt, muss ganz frisch sein. Am Idealsten ist der Spargel zu verarbeiten,
wenn er morgens gestochen wurde, und noch am gleichen Tag in den Topf kommt.
Dies kann nur Spargel aus der Region garantieren, der in der Spargelsaison ab
Anfang April bis Ende Juni auf den regionalen Märkten angeboten wird. In den
meisten Supermärkten geht es oft schon früher los, wo dann der griechische und spanische
Importspargel neben Pulver- und Tetrapackhollandaise nebst schlechtem Weißwein
vor sich hintrocknet. Diese Angebote sollte der Spargelgenießer tunlichst
meiden und auf den frischen, regionalen Spargel beim Marktmann seines
Vertrauens zurückgreifen. Des Weiteren
sollte der Spargel natürlich gut geschält werden, beim Weißen die ganze Stange,
beim Grünen 1/3 des unteren Endes, mit Salz, Zucker und eventuell mit einer
Prise Muskat auf den Punkt gegart werden. Auf welche Art man den Spargel zubereitet ist ganz sicher eine Geschmacksfrage. Aber wie schon Lucius Licinius Lucullus zu sagen pflegte: "Es kann nur der kochen, dem es gelingt, Spargel ohne Zutat in wonnigster Vollendung aufzutischen", reicht es den meisten Spargelkennern vor allem am Anfang der Saison völlig aus, den Spargel mit Pellkartoffeln und etwas Butter zu genießen. Ideal, wie für den Spargel gemacht, sind natürlich die Sauce Hollandaise oder Sauce Béarnaise, geräucherter Schinken, wie auch Parma- oder Serranoschinken. Spargel kann auch gut zu gebratenem Fisch oder Kalbfleisch als Beilage gereicht werden, was meistens auch in Saisonspargelkarten so, oder so ähnlich angeboten wird. Am Hof Ludwigs
XIV (* 1638; † 1715) war Spargel eines der
beliebtesten Gemüse. Ludwig verlangte sogar im Winter seinen Spargel, sodass
dieser in Gewächshäusern angebaut werden musste. Unter anderem wurde der
Spargel dort mit Béchamelsoße serviert, was diese möglicherweise dadurch
erst salonfähig machte. Der Küchenchef zu dieser Zeit war François-Pierre de La
Varenne (* 1615, † 1678)
dem nachgesagt wird, dass er die Béchamelsoße sogar erfunden haben könnte.
Hat er das wirklich, dann sicherlich des Spargels wegen. Die Krönung des
Spargels sei allerdings der Spargelkopf, so wird es von vielen Spargelkennern
behauptet, und dies spiegelt sich auch in vielen Rezepten so wieder. Charles de
Gaulle (* 1890; † 1970) sagte dazu vortrefflich: “Es hat mich nie
gestört, dass man mich manchmal mit einem Spargel verglichen hat, denn am
Spargel ist der Kopf das Wichtigste." Wichtig ist,
dass beim Kochen darauf Rücksicht genommen wird, sodass der
Spargelkopf nicht zerkocht wird. Dies gelingt entweder in Anwendung
mit einem geeigneten Spargeltopf oder dadurch, dass die Spargelköpfe getrennt
von der Spargelstange zubereitet werden. Spargel als Arzneimittel, Inhaltsstoffe Wie bei so
vielen Kräutern und Gemüsesorten begann ihre Karriere oft als Heilmittel
und wurde erst im Laufe der Zeit als Genussmittel in der Küche entdeckt.
Manchmal überlebte so manches Kraut nach ihrem kulinarischen Niedergang auch
nur durch seiner nachgesagten Heilwirkung in Klostergärten, um dann von Köchen
oder Feinschmeckern wiederentdeckt zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist auch
der Spargel. Vermutlich
schon von den Ägyptern, aber auf jeden Fall von den alten Griechen als
Heilmittel geschätzt, wurde es von den Römern als schmackhaftes Gemüse begehrt.
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches vergessen und in den Klostergärten gehütet
kam es spätestens Anfang des 17. Jahrhunderts wieder langsam in Mode. Ernährungsphysiologisch
ist Spargel auf jeden Fall aber auch nicht zu verachten. Er hat einen sehr
niedrigen Energiegehalt, aber einen hohen Ballaststoffgehalt und Folsäuregehalt,
sowie einen hohen Gehalt an Vitaminen wie Vitamin C, E, B1 und B2. Dazu
kommen noch hohe Werte von Kalium, Kalzium, Kupfer, Magnesium,
Eisen. Des Weiteren Asparaginsäure, Pantothensäure, ätherische Öle sowie
weitere bioaktive Substanzen, die z. B. vor Krebs schützen sollen. Und
ganz nebenbei, was aber niemand abschrecken sollte Spargel zu essen: Spargel enthält
auch minimale Spuren von Arsen. Allerdings sollte nicht zu viel Spargel
verspeist werden, wenn man an Nierensteinen leidet oder sich erhöhte
Harnsäurewerte im Blut befinden. Spargel kann in diesem Fall
die Krankheitssymptome verstärken. Ein Gespräch mit dem Hausarzt schafft
hier Aufklärung. Anwendung von Spargel in der Schulmedizin Wasserausscheidung Anwendung von Spargel in der Naturheilkunde Blasen-
und Nierenbeschwerden Weiterhin galt
der Spargel schon seit den alten Griechen als aphrodisierend, potenzsteigernd,
empfängnisverhütend und außerdem sollte er die Monatsblutung von Frauen
fördern...
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